(von Pia Fridhill) Es gibt viele Songs über das Laufen, aber meistens steht ‚Laufen‘ darin sinnbildlich für ein Freiheitsgefühl, eine Gemütsverfassung, das Gefühl gejagt zu werden oder zu entkommen oder selbst jemandem oder etwas hinterherzujagen: Born to Run (Bruce Springsteen), Running up that Hill (Kate Bush), Running on Empty (Jackson Browne), Run Baby Run (Sheryl Crow) or Run to the Hills (Iron Maiden). Niemand hat jemals buchstäblich über das Laufen an sich geschrieben…zumindest soweit ich weiß.
Also beschlossen wir, genau das zu tun. Ich bin oft laufen gegangen und habe dabei Musik gehört und mein Lieblingssong beim Joggen war „New Shoes“ von Paolo Nutini. Der Beat passte ausgezeichnet zu meinem Laufrhythmus. Damit hatten mein Mann Jens und ich einen Ausgangspunkt für unseren Song gefunden. Er spielte eine Akkordfolge auf seiner Gitarre, ich sang ein paar schnell notierte Zeilen dazu und ziemlich schnell ergab sich die Hookline „These feet are made for flying“, die zum ersten Teil des Refrains wurde.
Der Rhythmus von „Freedom Feet“ entspricht 166 Schritten pro Minute, ein mittleres Tempo, das sich für einen Jogger in den meisten Fällen drei Minuten lang halten lässt. Lausche den Bäumen, die im Windhauch flüstern und deinem eigenen, fast geräuschlosen Atem. Flieg über Wurzeln und Steine, während die Erde dich ruft: hier her, verliere dich im Überall! Du hast ja die Freiheit in deinen Füßen! (Hier findest du den kompletten Songtext ->)
Schon immer liebe ich es, joggen zu gehen. Aber nachdem ich mir im Alter von zehn Jahren mein Bein gebrochen hatte, waren meine Beine unterschiedlich lang. In der Folge entwickelte ich eine Skoliose im Rücken: eine S-förmige Verformung der Wirbelsäule. Immer wenn mein Mann mich rennen sah, stichelte er: „Du läufst nicht, du rollst! Wie ein Hinken mit einer rollenden Hüfte, Baby – funky!“ Egal, wie viel ich trainierte, ich schaffte selten mehr als 4 km, bevor mir die Puste ausging. Ich konnte die Ursache einfach nicht finden, ich hatte doch eine gute Kondition, oder etwa nicht?!
Erst als ich anfing, Feldenkrais zu praktizieren, ging meine Skoliose langsam zurück. Allmählich wurden mein Bewegungen einfacher und müheloser, wie neu geölt. Es stellte sich heraus, dass meine Skoliose größtenteils auf einer Schonhaltung basierte, die mein Gehirn verinnerlicht hatte: es steuerte meinen Körper, als sei mein linkes Bein noch immer in Gips (verrückt, oder?). Der endgültige Durchbruch kam für mich, als ich ein Buch über Lauftraining in die Hände bekam, „Born to run“ von Christopher McDougall, in dem das Laufen auf dem Vorderfuß (im Gegensatz zum harten Auftreten mit der Ferse) als natürlichste Art des Joggens beschrieben wurde. Man muss nur daran denken, dass Homo Sapiens seit 40 000 Jahren auf diese Weise gelaufen ist – ohne Schuhe – bis die Sportindustrie 1972 den ersten gepolsterten Laufschuh vermarktete. Das führte dazu, dass Läufer zuerst mit der Ferse auftraten, und zwar mit etwa dreimal mehr Kraft als mit dem Vorderfuß. Wenn man nur ein paar Schritte barfuß rennt, landet man automatisch auf dem Vorderfuß, und merkt dabei, wie leicht es sich anfühlt.
Ich probierte es zuhause auf dem Rasen aus und war hin und weg – was für ein Gefühl! Dieses sensationelle Gefühl von Freiheit, Aufrichtung und Beweglichkeit, als meine Füße bei jedem Schritt das Gewicht auffingen, wie Sprungfedern. Die Elastizität und das Federn dabei zu spüren, wenn 26 Knochen und 33 Gelenke in jedem Fuß zusammenarbeiten, wie es von der Natur vorgesehen ist, war neu und berauschend – ich war total begeistert!
Also legte ich mir Barfußschuhe mit einer 3 mm-Gummisohle zum Schutz vor Steinen zu und dann rannte ich los, durch den Wald: nur laufen, laufen, laufen! Zu weit und zu schnell, wie ich bald feststellen musste: ich verletzte mich, weil meine Fuß- und Wadenmuskulatur diese ‚Arbeit‘ nicht gewohnt waren. Nachdem ich mich erholt hatte, fing ich langsamer an und baute allmählich die Ausdauer für längere Strecken auf. Und ehe ich mich versah, lief ich problemlos 8-9 km!
Mittlerweile laufe ich seit über drei Jahren mit Barfußschuhen und würde um keinen Preis wieder auf ‚normale‘ Laufschuhe umsteigen, niemals! „Freedom Feet“ soll das Gefühl einfangen, zu laufen, wie ein Mensch natürlicherweise eigentlich laufen sollte und ich hoffe, der Song inspiriert dazu, befreiter zu laufen, mit oder ohne Laufschuhe. Also los, geht raus in die warme Sonne, in die kühle, kühle Luft und entdeckt Flügel, die endlose Freiheit verleihen und Füße, die die Schwerkraft leugnen!
Freedom Feet